Ein Museum der Unordnung in der Langen Foundation

Die Langen Foundation ist eine private Kunststiftung, die außerhalb von Neuss zwischen Wiesen und Feldern liegt. Ich mag die puristische Architektur des Ausstellungsgebäudes, das aus Beton, Stahl und Glas besteht und das warme Licht in den großen Ausstellungsräumen. Die Ausstellungen dort sind immer irgendwie anders als die des restlichen Kunstbetriebs – weniger mainstreamig vielleicht. Deshalb ist es dort wahrscheinlich auch nie richtig voll. Und nach dem Ausstellungsbesuch kann man noch prima durch die Landschaft spazieren. Ein Besuch lohnt sich also auf jeden Fall.

Momentan gibt es dort eine Ausstellung des Künstlers Daniel Spoerri. Ein bedeutender Vertreter der Objektkunst wie ich jetzt weiß. Ich hatte vorher noch nie von ihm gehört und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. Ein bisschen geschockt war ich schon als ich den ersten Raum betrat. Da starrten mich Schädel und bedrohlich wirkende afrikanische Figuren an. Fast absurd waren sie mit anderen materiellen Dingen zu neuen Gebilden verbunden. Dieses Verbinden zu einer 3D-Collage nennt sich Assemblage, auch das habe ich dort gelernt. Und genau diese Assemblagen bekommt man in der Ausstellung zu sehen.

Viele Kulturen auf kleinstem Raum

Wo immer sich Spoerri auf der Welt befindet, er sammelt Objekte, die ihn in irgendeiner Form inspirieren. Er sagt von sich selbst, dass er eine Vorliebe für das kulturelle Sammelsurium habe. Alle gesammelten Dinge weisen Spuren der Vergangenheit auf, an ihnen haftet die Endlichkeit.

EAT ART

Spoerri gründete 1960 zusammen mit Künstlerkolleg*innen wie Arman, Yves Klein, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely die Künstlergruppe der Nouveaux Réaliste, die die Dinge des Alltags zu ihrem Medium der Kunst erhoben. Spoerri erfand die EAT ART – das sind Zeugnisse von Tischgelagen, bei denen er die Reste der Mahlzeiten mit Leim und Konservierungsstoffen zu einem Objektbild fixiert.

Mein Favorit, die Spazierstöcke

Sie sind in einem großen Raum an die Wand gestellt und unterscheiden sich in sowohl in Höhe und Material als auch in Ausarbeitung und Herkunft. Trotzdem bilden sie eine Einheit. Eine Art Zaun.

Fazit

In der sehr ausführlichen, aber lesenswerten Publikation zur Ausstellung steht folgendes:

„Seine Arbeiten bilden ein Archiv an materieller Kultur, emotionalen Erinnerungen, sinnlicher Wahrnehmung, körperlichen Genüssen, beinahe animalischen Trieben und sozialen Riten, die Spoerris Faszination für die tiefen Strukturen des menschlichen Seins offenbaren.“

Ich fand die Ausstellung toll, weil die ausgestellten Stücke nicht nur skurril und morbide sind, sondern, zumindest für mich, auch eine ganz große Portion Humor und Selbstironie transportieren. Eine gute Mischung.