Karin Kubusch

Zweifel

Die letzte Ausgabe des Diakonie-Magazins dialog stand unter dem Motto „Abschied“. Dafür habe ich mit Karin Kubusch aus Berlin gesprochen. Sie war 37 Jahre lang Mitglied der Zeugen Jehovas. Wegen ihres Austritts haben ihre Kinder und Enkelkinder den Kontakt zu ihr abgebrochen. Ein Gespräch, das mich emotional sehr berührt hat.

Frau Kubusch, was hat Sie zu Beginn an den Zeugen Jehovas begeistert?

Ich wurde bereits 1977, zu DDR-Zeiten, Mitglied der Zeugen Jehovas. In der DDR hatten Kirche oder Glauben keine Bedeutung, es zählten die Werte des Sozialismus. Da ich immer pazifistisch dachte, hat mir gefallen, dass man bei den Zeugen eine Gemeinschaft findet, in der jeder für jeden sorgt, in der man alles gemeinsam tut. Die Brüderlichkeit, die Freundlichkeit, die Verbundenheit der Mitglieder haben mich überzeugt. Und ich dachte, dass man dort im Großen und Ganzen nach den Vorgaben der Bibel leben würde. Ihr Mann wurde erst später Zeuge Jehovas. Mein Mann ist erst vier Jahre nach unserer Heirat in die Organisation eingetreten. Er hatte sich das erst mal mit Abstand angeschaut, sagte dann aber: „Ich kann mir ein Leben bei den Zeugen Jehovas vorstellen.“ Wir sind gemeinsam mit unseren Kindern diesen Weg gegangen und haben unsere Kinder nach den Regeln und Lehren der Zeugen Jehovas erzogen – immer in der Hoffnung und dem Glauben, dass wir damit auf der guten, der richtigen Seite sind.

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